Stadt oder Land? Wo wollen wir wohnen? – Serie: Welche Vorüberlegungen sollte man vor dem Kauf treffen?

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Serie: Welche Vorüberlegungen sollte man vor dem Kauf treffen?
Teil 1: Stadt oder Land? Wo wollen wir wohnen?

Wo wollen Bauherren oder Hauskäufer ihren Traum von der eigenen Immobilie verwirklichen? Stadtwohnungen sind trendy, aber teuer. Auf dem Land gibt‘s viel Platz, doch es fehlt oft an der Infrastruktur. Entscheidungshilfen für die Standortwahl.

Den Luxus, sich ganz frei zwischen Stadt und Land zu entscheiden, haben die wenigsten. Job und Familie grenzen die Wahl ein. Auch innerhalb einer Region müssen Entscheidungen getroffen werden: Citylage, Randbereich oder ländliches Umland?

Im Hinblick auf die Preisentwicklung und den Trubel in den Innenstädten scheint letzteres eine gute Wahl zu sein. Und für Kinder ist das Aufwachsen auf dem Land sowieso besser, so sagt man zumindest.

Auf der anderen Seite schrecken Begriffe wie Landflucht und Ärztemangel eher vom Leben in der Provinz ab, genauso wie die drohenden langen Fahrtzeiten zur Arbeit, Schule und Einkaufsmöglichkeiten. Welche Lage ist also die richtige?

Die Stadtwohnung
Das Klischee besagt: In der großen Stadt zu leben ist komfortabel, aber teuer; abwechslungsreich, aber hektisch. Und zumindest in Sachen Immobilien lässt sich das höhere Preisniveau in Großstädten zum größten Teil bestätigen: Citylagen werden nicht nur bei Studenten, auch bei Familien und Senioren immer beliebter – und mit der Nachfrage steigen die Preise.

Wohnraum kostet hier durch die Bank weg mitunter ein vielfaches mehr als in den ländlichen Gegenden Deutschlands, abgesehen von ein paar Landstrichen in Süddeutschland und rund um die deutschen Millionenstädte, wo es auch auf dem Land teurer werden kann. Durchschnittlich wohnen Menschen in der Stadt auf 83 Quadratmetern in 3 Zimmern. Auf dem Land sind es mit 138 Quadratmeter und knapp 6 Zimmern zwei Drittel mehr.

Für Wohneigentum zahlt man in Köln oder Hamburg mittlerweile nicht selten Quadratmeterpreise von weit über 5.000 €. Dazu kommt häufig ein großer Konkurrenzdruck, der die Preise weiter befeuern kann. Auch der allgemeine Lebensunterhalt ist in den großen Städten in auf den ersten Blick teurer, angefangen bei Lebensmitteln über Gastronomie bis hin zu Dienstleistungen.

Zukunftsperspektive: Relativ sichere Geldanlage! Doch gerade in Großstädten verändern sich Strukturen rascher als anderswo. Problemviertel wurden zu Boom-Vierteln – und möglicherweise umgekehrt.

Vorteile einer Stadtwohnung

  • Gute Infrastruktur: Arbeitsplätze, Schulen, Ärzte, Spezialgeschäfte, kulturelle Einrichtungen, Freizeitangebote etc.
  • Kurze Wege, guter ÖPNV: Verzicht auf das Auto ist möglich
  • Vielfältige Wohnformen: Mehr-Generationen-Häuser, Bauherrengemeinschaften, Wohnen für Alleinerziehende, Single-Wohngruppen, Industrie-Lofts etc.
  • Hoher Wiederverkaufswert

 
 
Nachteile einer Stadtwohnung

  • Aktuell knappes Wohnraumangebot, dadurch hohe Preise
  • Enge Nachbarschaften, mehr Lärm, weniger Frischluft
  • Nicht alle Quartiere sind für die jeweiligen Wohnwünsche geeignet: ein ruhebedürftiger Senior fühlt sich im studentischen Szeneviertel nicht unbedingt wohl
  • Kinder haben nicht so viele Entfaltungsmöglichkeiten beim Spielen, wie etwa durch einen Garten; auf einen Spielplatz angewiesen
  • Altbauwohnungen oft mit Sanierungsstau
  • Stil-Altbauten stehen oft unter Denkmalschutz mit Auflagen

 
 
Die Randgebiete der Städte haben von allem etwas: Stadtnähe, relative Ruhe, Grünflächen. Es dominieren mehrgeschossige Eigentumswohnanlagen, durchmischt mit kleinen Reihenhäusern.

Zukunftsperspektive
Die Stadtrandlage ist und bleibt eine klassische Familienlage – ob Wohnung oder Reihenhaus. Damit ist die Lage relativ wertstabil.

Vorteile einer Eigentumswohnung am Stadtrand

  • Citynah und infrastrukturell gut versorgt
  • Infrastruktur gut auf Familien abgestimmt: Schulen, Kitas, Kinderärzte etc.
  • Naturnah, meist mit guten Freizeitmöglichkeiten, Parks, Sportstätten etc.
  • Soziale Kontakte und langfristige Nachbarschaften
  • Meist niedrigere Immobilienpreise als direkt in der Stadt

 
 
Nachteile einer Eigentumswohnung am Stadtrand

  • Kulturelle Angebote meist nicht im Viertel, sondern in der Innenstadt
  • Trotz ÖPNV ist der Verzicht aufs Auto meist nicht möglich
  • Architektonisch oft eintönige Gebiete, der Bestand aus den 1970er- und 1980er-Jahren mit häufig hohem Sanierungsaufwand
  • Durchmischung mit Mietshäusern kann sich negativ auf das Viertel auswirken

 
 
Das eigene Haus am Stadtrand
Rund um die Ballungszentren liegt meist ein Ring von Klein- und Mittelstädten: gut durchgrünte, kleine (Sub-)Zentren mit oftmals guter Infrastruktur. Diese Zone profitierte lange von der Stadtflucht, abzulesen an großflächigen Wohnsiedlungen. Es dominieren Reihen-, Doppel- und Einfamilienhäuser. Dieser „Speckgürtel“ zehrt von der Nähe zur Metropole mit ihren Angeboten und Arbeitsplätzen.

Zukunftsperspektive: Solange der Trend zur Citywohnung anhält, gehen Stadtplaner davon aus, dass die auch Wohngebiete in den Speckgürteln davon profitieren und an Wert gewinnen können. Das hängt allerdings stark von der Wirtschaftskraft der jeweiligen Region ab: Regionen mit starkem Umland stehen solchen mit einem starken Gefälle zwischen Zentrum und Umland gegenüber. Deshalb sollte die Werthaltigkeit der Immobilie vor dem Kauf genau geprüft werden.

Vorteile eines eigenen Hauses am Stadtrand

  • Ruhige (Familien-)Wohnlagen
  • Wertbeständige Grundstücke
  • Auf Familien mit Kindern ausgelegt, passable Infrastruktur
  • Oft gut Einbindung in den öffentlichen Nahverkehr

 
 
Nachteile eines eigenen Hauses am Stadtrand

  • Pendlerhaushalte machen viele Quartiere zu „Schlafstädten“
  • Ohne Auto, meist sogar ohne Zweitwagen, geht es nicht
  • Auf Dauer könnten die Immobilienpreise zurückgehen

 
 
Das Einfamilienhaus auf dem flachen Land
Das großzügige Einfamilienhaus ist immer noch der Traum vieler Familien. Oft kann dieser Wohnwunsch nur auf dem flachen Land verwirklicht und finanziert werden. Manchen gilt das Wohnen in Dörfern und Kleinstädten als Auslaufmodell, andere sind fest in einer Region verwurzelt und nehmen längere Pendlerwege gerne in Kauf.

Vorteile eines Einfamilienhauses im Umland

  • Baureife, große, günstige Grundstücke
  • Baupreise sind ebenfalls niedriger als in der Stadt
  • Individuelle Wohnwünsche lassen sich mit viel Freiraum umsetzen
  • Mehr-Generationen-Wohnen in der eigenen Familie ist möglich
  • Überschaubare Kommunen mit enger sozialer Einbindung

 
 
Nachteile eines Einfamilienhauses im Umland

  • Eventuell weite Pendelwege
  • Begrenztes Kultur-, Schul- und Freizeitangebot
  • Pendeln ist sogar zum Einkaufen nötig; ohne Zweitwagen geht’s nicht
  • Wohnort nicht immer altersgerecht: Was wird, wenn man nicht mehr Auto fahren kann?
  • Je nach Entwicklung und Lage der Kommune eventuell Wertverlust des Hauses im Laufe der Nutzungsphase
  • Wiederverkauf schwieriger als bei Cityimmobilien

 
 
Sich zwischen Stadt und Land zu entscheiden, ist für viele eine der schwierigsten Aufgaben wenn es um das Thema Eigenheim geht. Viel hängt davon ab, wo Sie später wohnen werden. Allerdings ist der Standort einer Immobilie nicht alles.

Wichtig ist ganz allgemein gesagt nicht, wo man lebt, sondern wie. So bedeutet der Begriff Zuhause für 94 % der Deutschen, Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen. Ist man weit von ihnen entfernt, bringt einem das schönste Zuhause mitunter nichts.

Lassen Sie sich nicht von einem Haus in einem kleinen Ort abschrecken, bevor Sie sich die Nachbarschaft angesehen haben und wissen, wie weit es wirklich bis zur Arbeit und zum Supermarkt ist. Gleichermaßen kann eine Stadtwohnung, deren Balkon im ruhigen Innenhof liegt, zumindest ähnlich erholsam sein wie ein Haus auf dem Land, und gleichzeitig eine lebhafte Nachbarschaft bieten.

Ihr Berater Henry Heller

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