Diese oder ähnliche alte Weisheiten haben sicher jeden von uns beim Heran-wachsen begleitet. Vieles, was leicht und einfach anmutet, erweist sich bei der eigenen Durchführung als schwierig oder gar kompliziert. Ich denke da z.B. an meine ersten Schritte auf Rollschuhen zurück. Da mir das Rollschuh-laufen viel Spaß machte, übte ich in jeder freien Minute und wurde täglich si-cherer in meinen Bewegungen.
Dieses Beispiel lässt sich im Wesentlichen auf die meisten fein- und grobmo-torischen Fertigkeiten projizieren. Angefangen bei den ersten Greif- und Krab-belversuchen über das selbständige Essen, das An- und Auskleiden, später das Fahren von Dreirad, Laufrad und Fahrrad sowie die Handhabung von Stift, Pinsel und Schere sind einige Beispiele.
All diese Fähigkeiten erlernen unsere Kinder nur durch sich immer wiederho-lendes Üben. Auch die richtige Handhabung der Zahnbürste ist ein langwieri-ger Lernprozess.
Heute möchte ich über meine Beobachtungen bei 4 – jährigen Kita – Kindern berichten. Diese Altersgruppe putzt bereits seit 2 Jahren täglich in der Kita die Zähne. Idealerweise werden die Kinder mindestens 1-2 x jährlich durch den zahnärztlichen Dienst des zuständigen Gesundheitsamtes beim Putzen angeleitet.
Was haben die Kinder inzwischen gelernt und was sollte ein Kind dieser Altersgruppe schon beherrschen?
Meine Beobachtungen zeigen, dass die Kinder sehr interessiert an der The-matik sind und fokussiert zuhören können. Sie folgen den Ausführungen auf-merksam und haben verinnerlicht, dass die Zahnpflege ein fester Bestandteil des Kita – Alltags ist. Sie putzen inzwischen die Kauflächen mithilfe von Schub- und Zugbewegungen im Ober- und Unterkiefer. Die Schwierigkeit be-steht besonders darin, den Bürstenstiel vertikal zu führen und dabei auch noch einen gewissen Druck auf die Zahnreihen auszuüben. Die Außenflächen werden mit kreisförmigen Bewegungen in der rechten und linken Kieferhälfte und im Frontzahnbereich gesäubert. Die Kinder sind bemüht, die gezeigten Bewegungen mit der Zahnbürste nachzuahmen, was ihnen jedoch immer noch schwerfällt. Das trifft besonders auf die Backenzähne des Oberkiefers zu. Die meisten Kinder werden noch lange brauchen, bis ihnen koordinierte Bewegungsabläufe gelingen, die eine gründliche, sorgfältige Reinigung der Zähne gewährleistet. Während der geführten Putzanleitung erwerben die Kin-der das Wissen über die Technik des Zähneputzens. Die feinmotorischen Fertigkeiten können sie nur in der täglichen Übung, sowohl in der Kinderta-gesstätte als auch im häuslichen Umfeld erlernen. Deshalb bitte ich Sie, liebe Eltern, ihr Kind beim Putzen zu begleiten, mit ihm gemeinsam zu putzen und darüber hinaus zusätzlich die Zähne des Kindes nachputzen. Der „Preis für den Fleiß“ sind gesunde kariesfreie Zähne Ihres Kindes.
Ihre Dr. Ute Wurzler