Erziehen ohne Schreien und Machtkämpfe – Teil 1 Beobachten statt Bewerten

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Im ersten Schritt geht es darum, zu beobachten ohne zu interpretieren, zu bewerten, zu unterstellen. Das klingt simpel, ist aber für viele tatsächlich eine große Herausforderung. Denn in der Schule lernen wir eine andere Sprache. Von klein auf hören wir von unseren Eltern, dass die anderen Kinder das doch auch schaffen, dass die ruhig am Tisch sitzen können usw. Das bei Ihnen unter Umständen die Botschaft ankommt: „Mit mir stimmt was nicht.“ , das war Ihren Eltern damals nicht bewusst gewesen. In unserer Alltagssprache ist es üblich, dass wir Gesehenes interpretieren und bewerten. Das ist so in Fleisch und Blut übergegangen, dass wir es teilweise überhaupt gar nicht mitbekommen und wundern uns dann, dass sich unser gegenüber angegriffen fühlt, die Kinder einen Wutanfall bekommen und nicht kooperieren.

In der gewaltfreien Kommunikation geht es darum, im ersten Schritt bei dem zu bleiben, was tatsächlich ist, beziehungsweise was Sie genau beobachtet haben. Also nur das, was eine Kamera filmen könnte.

Hier ein paar Beispiele für Sie, damit klar wird, was ich damit genau meine.

„Du bist ja so faul.“ Ist eine Interpretation, denn Faulheit können Sie nicht sehen. Eine reine Beobachtung wäre: Sie können sehen, dass Ihr Kind auf der Coach liegt.

„Du denkst nur an Dich.“ Ist eine Unterstellung, denn was Ihr Kind denkt, wissen Sie nicht. Eine Beobachtung könnte sein: Sie hören, dass Ihre beiden Kinder Hunger haben. Sie beobachten dann, dass Ihr Großer sich nur ein Brot für sich macht und die Kleine nichts bekommt.

„Nie räumst Du dein Zimmer auf.“ Hier handelt es sich um eine Verallgemeinerung bzw. Übertreibung. (Wirklich nie?) Das was sie beobachten könnten, wäre: „Seit 3 Tagen liegen die Legobausteine in Deinem Zimmer auf dem Fußboden.“

„Jetzt gibt die etwas Mühe. Schau mal, wie toll das die anderen Kinder machen.“ Bei diesem Beispiel geht es um Vergleiche. Gleichzeitig unterstellen Sie dabei unbewusst, Dass ihr Kind sich keine Mühe gibt. Kinder, die bereits früh mit anderen Kindern verglichen werden, fühlen sich gezwungen, sich anzupassen. Sie können sich dann weniger frei entwickeln. Jeder Mensch braucht das Gefühl, “auszureichen.” Vergleichen Sie öfter Ihr Kind, weil Sie es vielleicht motivieren möchten, bekommt es das Gefühl, nicht “genug” zu sein und das mindert das Selbstwertgefühl Ihres Kindes. Darüber hinaus möchte jedes Kind einzigartig sein. Das geht uns Erwachsenen ja ganz genauso.

Gewaltfreie Kommunikation ist:

  • Frei von Urteilen und Interpretationen (Du bist aber egoistisch. Isst alles alleine auf.)
  • Frei von Interpretationen (Das liegt nur daran, dass du nicht ausgeschlafen bist.)
  • Frei von Verallgemeinerungen (Nie hast du Zeit für mich.)
  • Frei von Vergleichen (Die anderen machen das viel besser.)

 
 
Gewaltfreie Kommunikation ist wie eine Kamera und filmt nur die reinen Zahlen, Daten und Fakten, das was tatsächlich gesagt wird, nicht was wir hineininterpretieren.

Danke für Ihre Zeit. In meinem nächsten Artikel geht es dann um den zweiten Schritt in der gewaltfreien Kommunikation: die Gefühle.

Ihre Susann Schmeißer

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