Vielleicht fragen Sie sich jetzt, wie das gehen soll. Die Antwort liegt in der gewaltfreien Kommunikation. Kinder brauchen klaren Strukturen, Routinen und Eltern, die wissen, wo es langgeht. Was es nicht braucht, ist Formen der Gewalt durch Missbrauch der elterlichen Macht mit Drohen, Strafen und anschreien. Vielen Eltern fällt eine liebevoll, konsequente Erziehung jedoch sehr schwer. Ganz klar, denn wir haben es selbst anders gelernt bekommen. Wir mussten gehorchen und immer schon lieb und fleißig sein. Lob gab es nur für Leistung.
Ich möchte Ihnen mit der GFK eine Form der Kommunikation nahebringen, die Schreien und Machtkämpfe überflüssig macht und Sie mit Ihrem Kind stets in liebevoller Verbindung bleiben.
Viel Spaß beim Lesen mit Teil II: Die Gefühle
Wer kennt es nicht? Kinder bekommen einen Wutanfall, weil das Brot geteilt wurde, die Socke nicht anzuziehen geht oder Sie „Nein“ zu Süßigkeiten sagen.
Sie schreien, weinen, schmeißen sich auf den Boden und Sie stehen hilflos daneben.
In der gewaltfreien Kommunikation werden Gefühle begleitet. Was tun sie also?
Sie gehen auf Augenhöhe und sagen, wie in Teil I beschrieben, was Sie wahrnehmen (ohne zu interpretieren „Das ist doch gar nicht schlimm!“ oder zu bewerten „Jetzt sei halt nicht so eine Heulsuse.“). Also z.B. „Oh je, die Socke will einfach nicht an. Jetzt bist Du traurig und ganz frustriert.“. Bei Wut warten Sie kurz ab, bis Ihr Kind wieder aufnahmefähig ist. Denn in Rasche kann es Sie nicht hören. Dann sprechen Sie ebenfalls an, was Sie gesehen haben und das ihr Kind jetzt ganz wütend ist. Und anstatt gleich mit Lösungsvorschlägen um die Ecke zu kommen, begleiten Sie ihr Kind durch die Wut.
Das könnte wie folgt ablaufen:
Sie: „Jetzt gibt es keine Gummitierchen mehr. So ein Mist! jetzt bist Du richtig wütend, das sehe ich. Borrr, so viel Wut im Bauch.“
Kind: „Blöde Mama! Geh weg!“
Sie: „Wenn Du sagst ‚Blöde Mama, geh weg!‘ willst Du mir sagen, wie sauer Du bist. Du willst alleine bestimmen, wieviel Süßigkeiten Du essen kannst, richtig?“
Kind: „Ja.“
Sie: „Ok, versteh ich. Lass uns mal überlegen, was Du alleine bestimmen kannst!“
Kind: „Süßigkeiten!“
Sie: „Das versteh ich, mein Schatz. Die sind so dolle lecker. Gleichzeitig bin ich Deine Mama und für Deine Gesundheit verantwortlich. Ich passe auch, dass es nicht zu viel wird.“
Kind: „Doofe Mama, ich will Süßigkeiten!“ und schmeißt sich auf den Boden oder schubst Sie weg.
Sie: „Oh je. Soviel Wut. Ich versteh Dich, mein Schatz. Ich bin hier.“
Sie bleiben in der Nähe und zeigen ihr Verständnis. Die Frustration über ihre Entscheidung darf sein und sagt nichts über Sie als Eltern aus. Es geht nur um das Bedürfnis nach „Genuss & Naschen“. Das Lernen einer gesunden Frustrationstoleranz ist wichtig für Ihr Kind und wird von Ihnen empathisch begleitet. So lern Ihr Kind sich selbst zu regulieren und Wutausbrüche werden in Zukunft kürzen und flachen von der Intensität ab.
Der 2. Schritt in der GFK – die Gefühle?
Was fühle ich? statt Interpretation – Wie deute ich das?
In der GfK gibt es drei Unterscheidungen bei den Gefühlen. Es gibt:
- echte Gefühle
- Sekundärgefühle
- Vorwurfsgefühle (Scheingefühle)
Echte Gefühle sind universell…
Sie sind körperlich spürbar und enthalten keine Schuldzuweisung.
Es ist einen reine „Ich Botschaft“. Oft setzten wir eine „Ich fühle mich“ voran und es folgen aber Gedanken und keine Gefühle. – „Ich habe das Gefühl, du magst mich nicht.“ (Gedanke)
Wir haben auch gelernt, Schuldzuweisungen Gefühle zu nennen. – „Ich fühle mich ausgenutzt.“ Jemand hat etwas getan oder nicht getan. Es braucht also eine weitere Person und diese ist schuld, wie Sie sich fühlen. Das macht Sie jedoch machtlos. Sie allein sind für Ihre Gefühle verantwortlich und nur Sie können das auch wieder ändern, denn andere Personen können wir nicht ändern. So gern wir dies manchmal täten. Sie können traurig sein, weil Ihnen Verlässlichkeit wichtig ist und jetzt sind sie enttäuscht. So bleiben Sie ganz bei sich.
Vorwurfsgefühle greifen den Anderen an. So stellt ihr Teenager gleich wieder auf stur oder Ihr Partner wird laut, weil es wütend darüber wird, was Sie ihm unterstellen.
echte Gefühle
Hier finden Sie einige Beispiele für Gefühle, wenn ein Bedürfnis erfüllt ist:
aufgedreht, aufgeschlossen, aufgeweckt, aufmerksam, ausgeglichen, ausgeruht,
beruhigt, berührt, dankbar, enthusiastisch, entschlossen, entspannt, fasziniert, frei, fröhlich
gebannt, gerührt, glücklich, hoffnungsvoll, hellwach, hoffnungsvoll
inspiriert, interessiert, jubelnd
klar, kraftvoll, konzentriert, lebendig, leicht, leidenschaftlich, liebevoll, mitfühlend
mit Liebe erfüllt, motiviert, munter, mutig
nah, neugierig, nüchtern, optimistisch,
ruhig, sanft, satt, stolz, selbstsicher, teilnahmsvoll, unbesorgt, verblüfft, vergnügt, verliebt, zufrieden,
Tipp: ersetze durch ein “Ich bin” und prüfe, ob der Satz Sinn macht, dann ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit ein echtes Gefühl.
Hier finden Sie einige Beispiele für Gefühle, wenn ein Bedürfnis nicht erfüllt ist:
abgeschlagen, allein, angespannt, ängstlich, ärgerlich, besorgt, bestürzt, betroffen, blockiert
depressiv, die Nase voll, durcheinander, eifersüchtig, einsam, enttäuscht, energielos
erschöpft, erschreckt, erschüttert, fassungslos, frustriert, furchtsam,
gefühllos, gehemmt, gelangweilt, genervt, irritiert
kalt, Kloß im Hals, kribbelig, leblos, lethargisch, lustlos,
miserabel, müde, mutlos, niedergeschlagen, nervös
ohnmächtig
panisch, passiv, rasend vor Wut, ruhelos, sauer, scheu, schläfrig, schüchtern, schwach,
traurig, teilnahmslos, ungläubig, unzufrieden, ungeduldig
verängstigt, verärgert, verletzlich, verschlossen, widerwillig, wütend
zaghaft, zappelig
Gefühle zeigen Ihnen, welche Bedürfnisse erfüllt und welche unerfüllt sind. Sie sind ein guter Indikator dafür, was fehlt. Mehr über Bedürfnisse in Teil III.
Ich freue mich, wenn Sie wieder gespannt dabei sind.
Ihre Susann Schmeißer