Wenn wir mit unseren Kindern eine Tanzschule suchen ist der erste Gedanke bestimmt nicht, oh wie, vielleicht findet mein Kind Freunde fürs Leben.
Man schaut sich um und denkt vielleicht so, mal schauen, wie lange mein Kind tanzen möchte… vielleicht kann es ja auch ein Freund oder eine Freundin mitnehmen, dann ist mein Kind nicht so allein.
Ich kann alle Eltern mit diesem Gedanke beruhigen. Ihre Kinder sind in der Gemeinschaft nie allein. Den neben dem Erlernen von Schritten, Tänzen, Drehungen, Spagat und Co., steht auch das soziale Miteinander ganz weit oben.
In den Stunden werden Vertrauensübungen spielerisch mit eingeflochten um den Kindern ein respektvollen Umgang mit einander zu vermitteln.
Mein wichtigster Leitsatz im Unterricht ist, kann ich nicht, gibt es nicht, jeder, der will, kann erreichen was er möchte, solange er daran arbeitet und sich dafür einsetzt- „kämpft“- für sich selbst und seine Gruppe.
Ballett sieht für die meisten immer schön und einfach aus. Nun, da haben die Tänzerinnen und Tänzer beste Arbeit geleistet.
Denn jeder der schon mal versucht hat, Übungen nach zu machen, hat sich dabei wahrscheinlich halb die Beine gebrochen.
Es ist aber nicht nur die harte Arbeit an der Technik und der Bewegung, sondern auch der Gruppengemeinschaft.
Eine Gruppe, die sich innergemeinschaftlich nicht versteht, wird nie 100 Prozent auf der Bühne zeigen können. Den Differenzen sind durch unsere Körpersprache offensichtlich. Kinder und Jugendliche die im Laienbereich tanzen sind nicht in der Lage Emotionen wie Ärger, Trauer oder Wut zurück zu stecken und es sich nicht anmerken zu lassen. Damit mühen sich selbst Profis ab, von ihnen wird es aber verlangt, denn es sind halt Profis.
Also bringen wir unseren Kleinsten schon bei, jeder im Kreis wird angefasst, keiner wird draußen stehen gelassen.
Aus meiner eigenen Kindheit durfte ich tolle Erfahrungen sammeln, die mich so geprägt haben, dass ich diese gern weiterlebe und vermittle.
Ich habe mit 3 in meiner ersten festen Gruppe getanzt, wo sich ein enger Stamm gebildet hat. Ich hatte keine Freundin aus der Kita dabei, denn früher gab es nicht viele Tanzschulen und ich musste 30 km zu meiner fahren.
Noch dazu war meine eigene Mutter meine Tanzlehrerin. Tolle Kombi…
Sie hat es aber verstanden, die Gruppe so zusammen zu bringen, dass es egal war, ob ich ihr Kind war oder nicht. Ich war Teil dieser Gruppe. Und jeder hatte dasselbe Recht.
Sie schaffte es auf eine unglaubliche Art und Weise, die Gruppe so eng zusammen zu bringen, dass wir uns jahrelang nie voneinander trennten. Wir waren eine feste Gemeinschaft, wo jeder respektiert und geliebt wurde. Uns verband mehr, als nur einmal in der Woche mit einander zu trainieren. Wir wurden zu einer Familie. Wir wuchsen zusammen auf, halfen uns bei Hausaufgaben, stritten auch mal kräftig, aber waren immer für einander da.
Das führte sogar durch unsere Jugend, bis jeder sein Weg ins Leben gehen musste. Wir wurden teilweise durch ganz Deutschland verstreut durch Ausbildung, Studium oder der Liebe.
Ich bin vor fast 20 Jahren meinen Weg gegangen, aber eins blieb. Freundschaft fürs Leben. Noch immer gibt es Kontakt zu einigen damaligen Tänzern. Und wenn wir uns heute begegnen, selbst schon mit Kindern, ist es, als wären wir nie voneinander getrennt gewesen.
Eine Freundschaft fürs Leben.
Ihre Annabell Möller