Sport wirkt sich bei Krebspatienten vorteilhaft auf Körper und Psyche aus.
Bewegung sei das A und O, erläutert der Sportwissenschaftler und Sportpsychologe Joachim Wiskemann vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen, das eine Sport-App entwickelt hat. Wiskemann leitet dort die Arbeitsgruppe für onkologische Sport- und Bewegungstherapie und ist zudem Initiator des Netzwerkes Onko aktiv. Eine gezielte Bewegung hilft nicht nur, das Rückfallrisiko zu senken. Sie wirkt auch während einer Behandlung, kann Heilungschancen erhöhen oder Nebenwirkungen der Krebstherapie abmildern. Die Wirkungen von Sport bei Krebspatienten wurden in letzter Zeit vermehrt in klinischen Studien untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass körperliche Aktivität messbar die Nebenwirkungen einer Chemo- oder antihormonellen Therapie reduzieren kann. Außerdem steigert sich die Leistungsfähigkeit und das Selbstbewusstsein wird gestärkt – was die Lebensqualität enorm verbessern kann.
Wie wirkt Sport gegen Krebs?
Die biologischen Mechanismen, die erklären, warum Sport einen direkten Einfluss auf Krebs hat, sind noch weitestgehend unbekannt. Das hat auch damit zu tun, dass das Wachstum von Tumoren von sehr komplexen Vorgängen abhängig ist. Da körperliche Aktivität allerdings fast alle Organsysteme anregt und auch das Gehirn beeinflusst, wirkt sich dies auch auf die der Krebsentstehung zugrunde liegenden Faktoren aus. So wird die Durchblutung des gesamten Körpers gefördert, was wiederum den Krebszellen das Überleben erschwert. Auch sind die Krebszellen in ihrem Wachstum auf die Abbauprodukte von Glukose angewiesen, welche bei sportlicher Betätigung vermehrt verbraucht werden. Neben einem gesteigerten Energiehaushalt und positive Effekte auf die Psyche zeigen tumorspezifische Effekte den Einfluss auf Sexualhormone, antioxidative Wirkungen oder eine Verbesserung von DNA-Reparaturmechanismen infrage, ebenso die Verringerung von Insulin und körpereigenen Botenstoffen.
Welches ist das richtige Training für mich?
Egal ob Ausdauertraining, Krafttraining, Koordinationstraining oder Beweglichkeitstraining. Die Trainingsform sollte sich der körperlichen Leistungsfähigkeit in den verschiedenen Stadien der Therapie anpassen.
Ausdauertraining: Walken, Radfahren, Schwimmen oder Nordic Walking – Es empfiehlt sich, mindestens 10 Minuten am Stück zu trainieren, aber insgesamt 30 bis 60 Minuten. Die Intervalle sind nicht statisch, schrauben sie daran ruhig etwas herum! Die Belastungsstärke Ihres Trainings stellen Sie über Ihr subjektives Befinden fest. Schon nach zwei bis vier Wochen gibt es eine deutliche Veränderung. Auf Organe, Hormon- und Nervensystem sowie auch die Psyche, das Atmungssystem und das Herz-Kreislauf-System hat Ausdauersport eine positive Auswirkung.
Krafttraining: Die geschwächten Muskeln sollen wiederaufgebaut und der Alltag mühelos bewältigt werden. Bei Prostata- und Brustkrebs konnte außerdem nachgewiesen werden, dass Krafttraininginterventionen dazu beitragen, die Nebenwirkungen von Medikamenten einzudämmen. Das Krafttraining beugt Verletzungen vor, denn gut funktionierende Muskulatur wirkt wie ein Schutzpanzer. Auch Knochen und Bänder werden gestärkt und das Osteoporose-Risiko somit gesenkt. Beim Training ist die richtige Atmung unerlässlich – nämlich das Ausatmen bei Anspannung. Auf diese Weise bleibt die Spannung des Muskels niedrig und der Blutdruck konstant. Trainieren Sie drei Mal pro Woche für 45 bis 60 Minuten.
Koordinationstraining: Jeder Muskel wird trainiert. Den nur ein kleinen „Fehltritt“ auf der Bordsteinkante kann durch diese Trainingsform gut ausgehen. Jeder alltägliche Bewegungsablauf besteht aus der Koordination zwischen verschiedenen Muskeln, die für die Ausführung eine Bewegung von unserem Gehirn angesteuert werden. Wenn Sie trainieren, werden Sie bemerken, dass Handlungsabläufe sich vereinfachen, Energie gespart und fehlende Kraft ersetzt werden kann und das Gleichgewicht gestärkt wird. Vorteil: Leichte Übungsausführung und eine niedrige Belastungsintensität stärken den Körper auch an schwächeren Tagen.
Beweglichkeitstraining: Die Früchte des Trainings sind eine gelockerte Muskulatur, das Vorbeugen von Fehlhaltungen, Schmerzen und Muskelverkürzungen und eine bessere Durchblutung. Die Beweglichkeit kann durch ein Trainerbegleitetes Training an e-Flexx Stationen oder in einen Gruppenkurs gefördert und ausgebaut werden. Durch die Entlastung der Spannung in der Muskulatur, senkt sich der Druck auf die Gelenke wie z.B. Knie, Schulter, Hüfte aber auch die Wirbelkörper. Die hat wieder um einen positiven Effekt auf eine aufgerichtete Körperhaltung und somit auf die Funktion und Leistungsfähigkeit unserer inneren Organe.
Ihre Olivia Bomberger
Quelle:
Deutsche Krebshilfe: Bewegung und Sport bei Krebs. (Reihe Blaue Rategeber)
Deutsche Krebsgesellschaft (Hrsg.) Sport und Krebs. Kann man dem Krebs davonlaufen? FORUM, Band 26, Ausgabe 03.2011.