„Schauspielausbildung ist die beste Persönlichkeitsentwicklung!“
Liebe Tiziana, Du bist Expertin für Improvisations-Theater und Techniken aus dem Schauspiel und arbeitest jetzt als Business- und Life-Coach. Wie kam es dazu?
Nachdem ich einige Jahre als Theater-Schauspielerin gearbeitet habe, bin ich zufällig in Berührung mit Führungskräfte- und Organisationsentwicklung gekommen. Das war in einem Führungs-Workshop mit Geschäftsführern aus der Schweiz. Ich durfte mit Ihnen szenisch arbeiten – das Thema war „Was haben die griechischen Götter und Mythen mit Führung zu tun?“ Durch dieses prägende Erlebnis, dass die Teilnehmenden viele Erkenntnisse hatten und tief berührt waren, war mir sofort klar: „Das ist mein Weg! Ich bin dafür da, damit Menschen sich selber erkennen und wachsen können. Und das mit Methoden aus dem Theater.“
Daraufhin habe ich im Jahr 2000 zusammen mit Trainern und Beratern ein Startup für Unternehmenstheater gegründet, BWL studiert und angefangen, Change-Management-Prozesse mit Theatermethoden zu begleiten. Durch unzählige Change-Projekte habe ich meine Expertise zu den Themen Führung, Kommunikation und Veränderung über Jahre hin aufgebaut.
Was sind Deine wichtigsten Themen?
Ich führe Trainings, Workshops und Coachings zu den Themen Führung, Persönlichkeit und Veränderung durch.
Meine wichtigsten Themen sind: wie kann ich Menschen überzeugen, so dass sie mir (freiwillig) folgen? Oder wie es Peter F. Drucker (Managementvordenker des letzten Jahrhunderts) wunderbar beschrieben hat: „Gute Führung bedeutet eine Welt zu gestalten, der ich gerne angehöre“. Wie das geht, ist der Inhalt meiner Seminare. Das kann man übrigens auch wunderbar auf die Familie übertragen.
Es geht bei mir um Persönlichkeitsentwicklung, Führung und Veränderung auf eine wertschätzende Art und Weise.
Was ist Dein Motto bei Deinen Trainings und Coachings?
Ich eröffne für die Teilnehmenden einen vertrauensvollen Raum, in dem sie sich reflektieren und weiter entwickeln können. Ich biete dafür einen wertschätzenden Rahmen an und bin ständig in der Frage, wie ich der größte Beitrag für meine Teilnehmenden sein kann.
Du bist nicht nur Expertin für Persönlichkeit und Veränderung sondern auch für Führung. Ist Führung erlernbar?
Ja, Führung ist erlernbar. Wenn allerdings die Basiskompetenz einer Führungskraft nicht da ist – das sind die 4 M’s: Man Muss Menschen Mögen – werde ich kaum Interesse daran haben, eine Beziehung aufzubauen und wirklich zu führen. Es werden noch immer viele Mitarbeiter:innen in die Führungsposition gehoben, die fachlich top sind, die jedoch keine Beziehungsmanager sind.
Beziehungsaufbau bedeutet Vertrauen und Akzeptanz bei den Mitarbeiter:innen aufbauen. Deswegen ist für mich die spannende Frage: was kann ich als Führungskraft tun, um Vertrauen aufzubauen? Indem ich präsent bin, wenn es brennt, Transparenz gebe über Entscheidungen und Vorgehensweisen und immer wieder in den Dialog gehe: Präsenz, Transparenz und Resonanz. Diese Führungskompetenzen sind im Buch von Haim Omer beschrieben – ein Buch über das pädagogische Konzept der Neuen Autorität. Stärke durch Beziehung statt durch Macht.
Dieses Konzept der Neuen Autorität lässt sich wiederum gut auf eine wirksame Führung übertragen.
Der perfekte Dreiklang für einen starken Auftritt: Kopf, Körper und Stimme sind Thema Deines letzten Buches. Kannst Du uns kurz etwas dazu erzählen?
Um andere Menschen zu überzeugen, ist die Körpersprache eine wichtige Ressource. Welche Signale sende ich? Unterstützt meine Körpersprache den Inhalt des Gesagten? Das bedeutet, ich bin glaubwürdig und kongruent. Wie ist meine innere Haltung? Entspricht sie meiner äußeren Haltung? Wir verraten mehr über die Körpersprache als uns bewusst und lieb ist. Deswegen ist es so wichtig, sich damit auseinander zu setzen, um eine klare Botschaft rüber zu bringen. Körpersprache und Stimme kann ich wie einen Muskel trainieren und bewusst einsetzen. Wenn ich meine Kondition aufbauen möchte, gehe ich auch öfter joggen als nur einmal.
Ich kann auch eine leise Stimme durch Trainieren stärken und ausbauen, damit ich mehr Raum einnehme und so andere besser für mein Vorhaben überzeugen kann.
Du bist selbst Mutter von drei Söhnen. Welche Tipps kannst Du unseren Eltern mit auf den Weg geben?
Für mich war es wichtig zu lernen, dass ich meinen drei Söhnen – die alle ganz unterschiedlich sind – genug Raum gebe, damit sie ihre Erfahrungen machen können. Und dass sie ihr Leben leben und deswegen auch andere Entscheidungen treffen als ich sie treffen würde. Loslassen und aushalten.
Und oft geht es darum als Eltern, den Raum für Emotionen zu halten, statt als Besserwisser Ratschläge zu geben (sind übrigens auch eine Art Schläge!). Meine Söhne sind für mich die besten Lehrmeister, denn sie schaffen es immer wieder mich zu „triggern“, damit ich ein Thema bei mir selber anschauen darf und so immer wieder wachsen kann.