Teil 7 Mama, ist das Unkraut oder kann man das essen?

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Heute: Hagebutte

Ein Männlein steht im Walde
Ganz still und stumm,
Es hat von lauter Purpur
Ein Mäntlein um.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald allein
Mit dem purpur roten Mäntelein?

Das Männlein steht im Walde
Auf Einem Bein
Und hat auf seinem Haupte
Schwarz Käpplein klein.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald allein
Mit dem kleinen schwarzen Käppelein?

gesprochen:
Das Männlein dort auf Einem Bein,
Mit seinem roten Mäntelein
Und seinem schwarzen Käppelein,
Kann nur die Hagebutte sein!

Hoffmann von Fallersleben von 1860

In der Literatur gibt es viele Lieder und Reime rund um die Hagebutte. Ich habe mich hier für das bekannteste Kinderlied entschieden. Wem klingt die Melodie noch im Ohr?

Jeder kennt die roten Früchte der Hagebutte, die ab Spätsommer anfangen im wunderschönen Rot zu leuchten. Doch wussten Sie, was alles in den kleinen roten Kapseln steckt?

Die Hagebutte ist ein Rosengewächs und ist unter vielen Namen bekannt, z.B. Wildrose, Hundsrose, Hagedorn, Hagrose, Dornrose, Hagebuttenstrauch, Schlafdorn oder auch Heckendorn.

Meist ist die Wildrose an Waldrändern, in dichten Hecken und an Böschungen anzutreffen und wächst in Höhenlagen von bis zu 1500 Metern. Ursprünglich stammt die Wildrose aus Europa und Asien. Sie ist heute durch Einbürgerung aber auch in Nord- und Südamerika weit verbreitet.

Die Hagebutte ist die Frucht der Wildrose, die als stachliger Strauch eine Wuchshöhe bis 3 Meter erreichen kann. Die Stämme dieses Strauches sind aufrecht, gewölbt und mit gebogenen Stacheln, mit grauer, rissiger Rinde. Sie lieben sonnige oder halbschattige Standorte und einen lehmigen Boden. Die sommergrünen Blätter sind wechselständig zusammengesetzt und haben 5 bis 7 gezähnte Blättchen. Die Blüten haben einen Durchmesser von ca. 4 bis 5 cm. Die einzelnen Blumenkronen haben 5 rosa-weiße Blütenblätter und zahlreiche Staubgefäße. Die Blütezeit liegt zwischen Juni und Juli. Die Früchte, also die Hagebutten werden ca. 2 cm lang, sehen ellipsenförmig aus und werden bei ihrer Reife rot. Eigentlich sind Hagebutten Sammelnussfrüchte, wie leicht an den vielen kleinen behaarten Nüsschen im Inneren des Fruchtfleisches zu erkennen ist. Im Oktober sind sie ausgereift und können geerntet werden.

Nicht nur die Tiere in der Natur mögen die roten Powerfrüchte als Nahrung für sich. Seit hunderten von Jahren und über viele Generationen schon haben Menschen die positiven Eigenschaften der roten Fruchtkörper für sich entdeckt, bekannt ist auch, dass die Hagebutte bereits seit dem Mittelalter medizinisch wie auch kosmetisch genutzt wird. Doch nicht nur die Früchte können verzehrt werden, auch die Blüten und Blätter sind essbar. Junge Blätter im frühen Frühjahr werden klein geschnitten in Eintöpfe, Suppen oder Gemüsegerichte gemischt.

Körperpflege mit Rosenblüten
Hundsrosenblüten können mit Meersalz gemischt als Badesalz verwendet werden. Das Blütenbadesalz kann man leicht selbst herstellen, indem man verschiedene Blüten dann sammelt, wenn sie einem begegnen, und Lage für Lage mit Meersalz in ein großes Glas gibt. Im Winter mischt man das Blütensalz gut durch und gibt 2-3 Esslöffel davon mit ins Badewasser.

Aus den Kernen kann wertvolles Rosenöl gepresst werden. Es wird häufig in Pflegemittel gemischt und kann bei Falten und anderen Hautproblemen helfen.
Rosenöl aus den Blüten ist leicht selbst herzustellen und findet sowohl zur Körperpflege als auch in der Küche Verwendung. Blütenblätter in ein Schraubglas geben und mit warmem Öl übergießen. Wichtig dabei ist, alle Blätter mit Öl zu bedecken. Glas verschließen, gelegentlich schütteln und für drei Wochen an einem warmen Ort ziehen lassen. Dann abseihen und dunkel verwahren.

Wann ist der ideale Zeitpunkt zum Ernten der Früchte?
Eine Ernte ist ab September möglich. jedoch sind die Hagebutten oft noch hart, wenn nicht gar unreif. Nach dem ersten Frost werden die Früchte weich und die Schale beginnt, etwas glasig zu werden. Sie gibt leicht nach, wenn Sie darauf drücken. Nun ist der optimale Erntezeitpunkt, denn im Verhältnis zu den harten Hagebutten sind diese weichen Exemplare sehr viel süßer und zudem besser zu verarbeiten. Theoretisch können die Früchte nun über den gesamten Winter hinweg gesammelt werden, doch mit der Zeit sinkt der wertvolle Vitamin-C-Gehalt des Fruchtfleisches. An trockenen Tagen soll der Vitamin-C-Gehalt am höchsten sein. Vielleicht haben Sie ja schon als Kind bei langen Wanderungen ab und an am Wegesrand eine Hagebutte direkt vom Strauch genascht? Die Ernte der roten Frucht ist echte Handarbeit. Seien Sie jedoch vorsichtig und tragen Sie Handschuhe zur Ernte, damit Sie sich nicht an den spitzen Stacheln der Rosen stechen.

Was macht die Hagebutte noch so besonders?
Einen wertvollen Beitrag zur Ernährung leisten die Früchte vor allem wegen ihres hohen Gehalts an Vitamin-C, welches in den entkernten Fruchtschalen sitzt. Ich möchte hier noch weitere Inhaltsstoffe zu nennen , was die Hagebutte zur Powerfrucht macht, das sind ätherische Öle, Carotinoide, Eisen, Flavonoide, Gerbstoffe, Lycopin, Magnesium, Natrium, Pektin, Vitamin A, Vitamin B, Vitamin E (Tocopherol), Vitamin K, Vitamin P.

In der Hausapotheke wird sie deshalb auch oft bei Arthrose, Bronchitis, Erkältungen, Harnsteine, Hautentzündungen, Husten, Magen¬schleimhaut¬entzündungen, Nierensteine, Rheuma, Verstopfung verwendet. Die Hagebutte wirkt abführend, blutstillend, entgiftend, entzündungs¬-hemmend, kräftigend, krampflösend sowie schmerzstillend.

Anwendung
Sicher sind Ihnen die leckeren Hagebuttentees bekannt, die aus der Schale gewonnen werden,
auch die winzigen Kerne die mit feinen Härchen umgeben sind, aus Kinderzeit als Juckpulver bekannt, können als Tee gegen Blasen- und Nierensteine verwendet werden.

Lecker sind auch fruchtige Aufstriche aus Hagebutten. Hier ein kleiner Tipp für die Herstellung. Es gibt zwei Methoden, Hagebutten zur Weiterverarbeitung zu entkernen:

  • Hagebutten in meditativer Arbeit alle einzeln entkernen und anschließend durchwaschen, um alle Juckhärchen zu entfernen. So entkernte Früchte können wie anderes Obst auch zu Marmeladen oder ähnlichem verarbeitet werden.
  • Hagebutten ganz in einen Topf geben und mit Wasser bedecken. Aufkochen und für etwa 15 Minuten köcheln lassen. Mit einem Pürierstab pürieren oder mit einem Stampfer zu Mus verarbeiten. Die Masse anschließend durch ein Sieb streichen. Das durchgestrichene Mus kann dann nach Belieben weiterverarbeitet werden. Der Nachteil ist, dass durch das lange Kochen einiges vom Vitamin C zerstört wird.

 
 
Hagebuttenaufstrich

Zutaten

  • 500 g entkernte Hagebutten
  • Saft einer viertel Zitrone
  • 125 ml Wasser oder Fruchtsaft
  • 250 g Gelierzucker (2:1)

 
Das Fruchtfleisch der entkernten Hagebutten zusammen mit dem Wasser und dem Zitronensaft in einem Topf für fünf Minuten aufkochen. Mit einem Pürierstab zerkleinern, es können ruhig Stückchen bleiben. Gelierzucker unterrühren und weitere fünf Minuten unter ständigem Rühren kochen. Heiße Marmelade in saubere Gläser abfüllen und verschließen.

Hagebutten-Birnen-Wintermarmelade

Zutaten

  • 1 ½ kg Hagebutten
  • 3 große Birne(n), ca. 600 g
  • 10 EL Limettensaft
  • 1 TL Cayennepfeffer oder Chilipulver
  • 1 TL Lebkuchengewürz
  • 1 TL Spekulatiusgewürz
  • 750 g Gelierzucker 2:1

 
Die Hagebutten mit Wasser bedeckt ca. 15 Minuten kochen, bis sie weich sind. Alle Zutaten in eine Schüssel geben und mit einem Stabmixer pürieren. Danach den Brei durch ein Sieb, eine Passiermühle oder – noch besser – durch eine Kartoffelpresse drücken, so dass die Kerne entfernt werden. Es sollte ca. 1 kg Hagebuttenmus entstehen.

Die Birnen schälen, ausschneiden und in sehr kleine Stücke schneiden.

Gewürze und Birnenstücke zu den Hagebutten geben, alles in einen Topf füllen und kurz aufkochen lassen. Gelierzucker nach Gewicht und Anleitung zugeben, dann 4 Minuten sprudelnd unter Rühren kochen lassen und in heiß ausgewaschene Gläser füllen.

Durch das heiße Abfüllen in luftdicht verschließbare Gläser entsteht ein Vakuum, sodass keine Keime eindringen können und die Marmelade ohne Kühlung mehrere Monate haltbar ist. Der Zuckeranteil trägt ebenfalls zur Haltbarkeit bei.

Ich selbst habe die Hagebutten gewaschen, halbiert und mit meinem „Dörrautomaten“ schonend getrocknet. Es geht auch ein Backblech und dann bei ca. 40 Grad im Ofen trocknen. Die trockenen Früchte habe ich dann mit einer Schlagmühle zerkleinert. Danach in ein grobes Sieb geschüttet die festen Kerne von dem fruchtigen Pulver getrennt. Wenn man Hagebutten trocknet und anschließend mahlt, entsteht ein Pulver. Dieses enthält viele gesunde Inhaltsstoffe, wie:

  • Galaktolipide: helfen, freie Radikale im Körper zu binden
  • Polyphenole: wirken gesundheitsfördernd und antioxidativ
  • Carotinoide: wirken zellschützend und antioxidativ
  • Pektin: gehört zu den Ballaststoffen, unterstützt die Verdauung
  • Mineralstoffe: wichtig für viele Körperfunktionen
  • Gerbstoffe: hemmen oder töten Mikroorganismen

 
 
Kleiner Basteltipp von mir zum Verschenken. Aus dem Hagebuttenpulver lassen sich z.B. Hagebuttensalz oder -zucker herstellen.

Anleitung

  • 100 gr. Salz oder Zucker
  • 10-20 gr. Hagebuttenpulver je nach Intensität

 
Alles vermischen und in kleine Gläschen abfüllen.

Viel Spaß beim Sammeln und Probieren,
Ihre Bärbel Strecker

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