Muffig blickt Lea aus dem Fenster. Ihre Laune ist genauso grau wie die Wolken.
„Winter ohne Schnee ist doof“, mault sie. „Und Weihnachten ohne Schnee kann ich mir schon dreimal nicht vorstellen.“
„Pssst!“, flüstert es da von irgendwoher. „Schließe deine Augen!“
Lea erschrickt. Dann aber erinnert sie sich an die Geschichte mit dem unsichtbaren Weihnachtszwerg, die ihr Papa erzählt hat. „Bist du es, Weihnachtszwerg?“, fragt sie vorsichtig.
„Pssst und Augen zu!“, kichert eine Zwergenstimme.
Lea kichert auch. Vor Weihnachtszwergen fürchtet sie sich nicht. Sie schließt die Augen und – schwups – ist sie auf einmal ganz woanders. Im Wald nämlich, und der ist tief verschneit. Still ist es hier. Alles sieht wie verzaubert aus.
„Toll!“, ruft Lea und tobt durch die Schneeberge, die sich am Wegrand angehäuft haben. Sie hat viel Spaß an der weißen Schneewelt, die den Wald mit seinen Tannen und Fichten in einen Zauberwald verwandelt hat. Plötzlich sieht sie etwas auf dem Weg golden schimmern. Es ähnelt einer großen Schneeflocke. Und nun küsst auch noch ein Sonnenstrahl diesen goldenen Schneestern. Der beginnt zu funkeln und zu gleißen.
Lea staunt. „Bist du ein Zauber-Weihnachtsstern?“
Das Sternchen blinkert zur Antwort hell auf und Lea ruft:
„Wie schön! Der Wald ist ein Zauberwald geworden.“
„Ja, ja“, flüstert der unsichtbare Weihnachtszwerg zu. „Einmal im Jahr sind sie auf einmal da, die Zaubertage. ‚Weihnachtszeit’ sagt ihr Menschen zu ihnen. Auch du, liebe Lea, wirst in nächster Zeit immer wieder kleine Überraschungen finden. Es sind … psst … Weihnachtsgeheimnisse.“
„Bist du auch ein Weihnachtsgeheimnis?“, fragt Lea den Weihnachtszwerg. Der aber kichert nur wieder: „Psst!“
Psst!?!? Lea hebt den Wunderstern vorsichtig auf und hängt ihn an einen Zweig der Tanne, die am Wegrand steht. „Hier können dich alle sehen und sich freuen“, sagt sie. „Und morgen komme ich dich besuchen.“
„Bis morgen“, sagt auch der Weihnachtszwerg. „Vielleicht treffen wir uns zu einem neuen Zauberausflug? Tschü-hüüüs.“
„Tschü-hüüüs.“
Lea öffnet die Augen. Sie sitzt wieder am Fenster und winkt in die grauen Winterwolken hinauf. Und da sieht sie sie, die erste Schneeflocke. Sie schwebt langsam aus der dicken Wolke herab direkt vorbei an ihrem Fenster.
Elke Bräunling