Dieses Jahr war der Winter recht früh gekommen. Schon im Oktober hatte es gestürmt und war kalt geworden; der erste Schnee fiel bereits in der ersten Novemberwoche. Für den Osterhasen war das ein Grund mehr, diesmal einen schönen, langen Urlaub zu machen, wo die Sonne scheint und man nicht mit kalten Füßen ins Bett musste.
In den letzten Jahren hatte er es immer wieder verpasst, weg zu fliegen. Aber dieses Jahr war alles klar, Flug und Hotel waren gleich nach Ostern gebucht worden – schließlich ist auch der Osterhase nur ein Hase und kein Zauberer, der sich auf einen fliegenden Staubsauger setzen kann. Sein Abflug sollte am 1. Dezember sein, wiederkommen würde er erst nach Neujahr, wenn er sich langsam um die Vorproduktion für Ostern kümmern musste.
Heute Abend würde er sich noch einen schönen 1. Advent machen, die Kerzen waren an, ein Feuer im Kamin und ein Topf voll Kinderpunsch würden es ihm wohlig warm machen. Gerade hatte er sich gemütlich zurück gelehnt … da klingelte sein Handy. “So was Blödes,” murmelte er, “nie hat man seine Ruhe.”
“Hallo, hier ist der Osterhase,” antwortete er.
“Ja, hallo,” tönte ein Stimmengewirr aus dem Hörer, “hier sind die Elfen des Weihnachtsmannes. Wir -”
“Moment,” unterbrach der Osterhase, “immer einer zur Zeit, sonst verstehe ich kein Wort.” Einen Moment war nur Gemurmel zu hören, dann kam ein hohes Stimmchen: “Also, wir sind die Elfen des Weihnachtsmannes und haben ein Problem. Er ist noch nicht hier.” Und dann erklärte die Elfe, dass der Weihnachtsmann normalerweise ab Mitte Oktober seine Vorbereitungen für den heiligen Abend begann. Aber diesmal war er nicht aufgetaucht, keiner wusste, wo er war. Er hatte auch keine Urlaubsadresse hinterlassen.
“Und was habe ich damit zu tun?” fragte der Osterhase mit einem unguten Gefühl.
“Wir dachten, du könntest uns in diesem Jahr beim Geschenkeverteilen helfen. Du bist der Einzige, der uns eingefallen ist, der weiß wie das geht …” Einen Moment war der Osterhase stumm vor Verblüffung, dann begann er entrüstet das Angebot abzulehnen. Er hätte schon lange seinen Urlaub geplant, er hätte in diesem Jahr bereits gut gearbeitet und überhaupt hätte er gar keinen Führerschein für Rentierschlitten. Die Elfen redeten wieder alle auf ihn ein, wie wichtig Weihnachten sei, dass die Kinder sonst ganz enttäuscht wären und das mit dem Schlitten sei kein Problem, einen offiziellen Führerschein gäbe es sowieso nicht.
Nachdem sie über eine Stunde diskutiert hatten – und versprachen, seinen Urlaub zu bezahlen (sowohl den ausgefallenen als auch den neuen!) -, war der Osterhase soweit und sagte zu. Noch bevor er sein Telefon ausschalten konnte, hörte er Hufgetrappel auf dem Dach. Die Elfen hatten ihm den Rentierschlitten des Weihnachtsmannes geschickt, damit er zum Nordpol kommen konnte. Zum Glück hatten sie daran gedacht, Pullover, Decken und ein Paar warmer Winterstiefel mitzubringen, sonst wäre der Osterhase doch zu Hause geblieben.
In den nächsten drei Wochen bereitete man den Osterhasen auf alles vor, was er zu machen hatte: Schlitten steuern und ordentlich parken – im letzten Jahr hatte der Weihnachtsmann tatsächlich einige Strafzettel bekommen. Wie man durch einen Kamin rutscht. Wie die Geschenke verteilt gehören – da gab es ganz klare Anweisungen, welches Paket zuerst hingelegt werden musste und wo. Und natürlich, wie man sich zu verhalten hatte, sollte man einmal von einem Kind erwischt werden.
Das Beste bewahrten die Elfen aber bis zum Schluss auf, das Kostüm. Als der Osterhase es das erste Mal anprobierte, war er überhaupt nicht zu sehen. Anstatt jetzt aber das Kostüm zu ändern, suchte man alle möglichen Polster, damit der Osterhase reinpasste. Und endlich konnte sich der “dicke” Hase im Spiegel sehen – und brach in schallendes Gelächter aus. Er sah einfach zu lächerlich aus mit den langen Ohren neben der roten Zipfelmütze, den ausgestopften Armen und Beinen, dem riesigen roten Bauch. Aber jetzt konnte er nicht mehr zurück, schließlich war es bereits der Abend des 24. Dezembers – der heilige Abend. Er musste also schnell los.
Tja, liebe Kinder, wenn Ihr also dieses Jahr einen seltsam aussehenden Weihnachtsmann mit großen Ohren seht, lacht ihn nicht aus. Gebt ihm eine schöne Möhre und etwas heißen Kinderpunsch, dafür wird der Osterhase bestimmt dankbar sein.
Autor: unbekannt